Orlando di Lasso - Biografie

Franzpeter Messmer

Orlando di Lasso

Ein Leben in der Renaissance – Musik zwischen Mittelalter und Neuzeit

Biografie, 258 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Notenbeispiele; Edition Wissenschaft & Literatur, München 1982 (vergriffen).

 

Orlando di Lasso ist neben Palestrina der bedeutendste Komponist des 16. Jahrhunderts.

In Mons, Hennegau, 1530 oder 1532 geboren, war er zunächst Chorknabe, wurde wegen seiner schönen Stimme dreimal entführt und kam als Zwölfjähriger nach Italien. Dort lernte er das Leben an den Renaissancehöfen kennen. Seine umfassende Bildung, seine freizügige Lebensweise und seine Musik wurden entscheidend von der italienischen Kultur geprägt. Das volkstümliche Stegreiftheater in Neapel, die Commedia dell’Arte, die Akademien, in denen die klassische italienische Literatur und das Theater gepflegt wurden, und das humanistische Denken wurden zum Ausgangspunkt seines Schaffens.

Nach dem Tod seiner Eltern unternimmt Lasso eine abenteuerliche Englandreise. In Antwerpen, wo er drei Jahre als freier Künstler lebt, wird er mit dem aufkommenden Kapitalismus und dem Protestantismus konfrontiert.

Schließlich tritt Lasso in den Dienst der bayerischen Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V.. Die bayerische Hofkapelle wird unter seiner Leitung zu einer der besten und größten Europas. Lasso unternimmt zahlreiche Reisen und pflegt intensive Kontakte nach Paris, Wien und zu den italienischen Fürstenhöfen.

Seine Kunst ist universal. Er vertonte französische, italienische, lateinische und deutsche Texte. Ein Höhepunkt seines Wirkens war die Fürstenhochzeit von 1568 in München. Lasso Briefe gewähren einen Einblick in sein Privatleben, Denken und Fühlen. Lasso erscheint als sensibler, humor- und geistvoller Mann, der –  auch gegenüber seinem Dienstherrn, Albrecht V. – kein Blatt vor den Mund nimmt.

Im Alter musste Lasso den Untergang der Renaissance-Epoche erleben. Die Hofkapelle wurde verkleinert. Zahlreiche Intrigen erschwerten ihm das Leben. Lassos Charakter schwankte zwischen extremer Ausgelassenheit und Melancholie, die in den späten Jahren vorherrscht. Er starb 1591.