Franzpeter Messmer
Richard Strauss – Biographie eines Klangzauberers
Hardcover, 522 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Edition Musik & Theater, Zürich 1994, Schott Music (zur Verlagsseite), 39 €
Den einen gilt er als geschäftstüchtiger Opportunist, den anderen als der letzte große Tonschöpfer des 20. Jahrhunderts. Wer war Richard Strauss wirklich? Ein Künstler oder ein arrivierter Bürger, ein Neuerer des Musiktheaters oder bloß ein konservativer Tonsetzer, ein Sympathisant des Dritten Reiches oder ein querköpfiger Individualist? Die schillernde Persönlichkeit dieses großen Komponisten mit all ihren Widersprüchen spaltet die Musikwelt noch heute in fanatische Anhänger und leidenschaftliche Kritiker.
Franzpeter Messmer geht dem Phänomen auf den Grund. Leben und Werk werden in ihrer engen Wechselwirkung mit Liebe zu Detail dargestellt und analysiert: Die Einflüsse Nietzsches und Schopenhauers, Richard Wagners und Max Stirners, die schwierige Beziehung zu Cosima Wagner und die politische Haltung des Komponisten im Kaiserreich und während der Hitler-Diktatur, die Entstehung der beliebten Opern und bahnbrechenden symphonischen Dichtungen, die Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig, die Wandlung vom musikalischen Revolutionär zum erfolgreichen Komponisten und Dirigenten sind nur einige der Themen, die Messmer in seiner umfassenden Biographie beleuchtet (Klappentext).
Das Verdienst dieser Biographie ist der intensive, von psychologischem Feingefühl gelenkte Blick auf die frühen Jahre dieses Ausnahmemusikers und wohl letzten musikalischen Allround-Genies.
Georg-Friedrich Kühn, Opernwelt, Dezember 1995
Die Aufgabe, Wechselbeziehungen von Leben und Werk von Richard Strauss in ausgewogenem Verhältnis zu untersuchen und zu dokumentieren, hat sich jetzt in höchst überzeugender Weise Franzpeter Messmer gestellt. Sein Buch kann durchaus als Musterbeispiel einer Biographie angesehen werden. Gelingt es dem Autor doch, Biographie nicht lediglich als Darstellung von Ereignissen und Entwicklungen im jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld zu verstehen, sondern darüber hinaus deren unmittelbare Reflexion in den Werken zu beleuchten.
Thomas Lang, DAS ORCHESTER, Februar 1996
Gerade das überschattete Ende dieses langen Künstlerlebens finde ich in dieser Strauss-Biographie so wohltuend behandelt wie in keiner anderen. Nichts fehlt, nichts ist zurechtgebogen, aber es gibt auch kein Tribunal vor den Schranken eines imaginären Gerichts. Daß die Biographie schon in den ersten Kapiteln bei aller Freundlichkeit auch Distanz zu wahren wußte, das kommt den ach so heiklen Kapiteln zugute: Richard Strauss konnte nicht ein anderer werden und sein Biograph hat nicht versucht, ihn zu einem anderen zu machen.
Paul Bartholomäi, Hessischer Rundfunk, 1995
Nachdem Willi Schuh, der von Strauss selber gekürte Biograph, nur mehr einen ersten Band seiner groß angelegten Lebens- und Werkchronik veröffentlichen konnte und andere Strauss-Bilanzen – von Ernst Krause oder Otto Erhardt – weitgehend auf den Wissensstand der frühen fünfziger Jahre beschränkt sind, kann Franzpeter Messmer nun die Fülle des Materials aus historischer Distanz sichten und abwägen. Allein schon die kritische wie sachkundige Aufbereitung dieses vielfältigen Quellenmaterials, einschließlich der bislang nicht publizierten Fotos, lohnt das Lesen und Betrachten des Buches; darüberhinaus machen Messmers flüssig eloquenter Stil und seine wohltuend unprätentiöse Haltung seinem Thema gegenüber die Lektüre zu einem intellektuellen Vergnügen.
Werner Pfister, Fono Forum, November 1995