Unser sonntäglicher Spaziergang führt uns ins kleine Tal bei Betzenweiler. Wir hoffen, Wiesenchampions zu finden. Aber es war wohl in diesem Sommer zu trocken und vielleicht wirkt das Unkrautvernichtungsmittel noch immer, das vor zwei Jahren hier verteilt worden war. Jedenfalls bleibt unser Korb leer. Stattdessen entdecken wir ein ganzes Feld mit Sonnenblumen, die mit ihrem leuchtenden Gelb gegen den blauen Himmel vergessen lassen, dass es Herbst ist.
Nachmittags gibt uns Chris das Auto zurück, mit dem er gestern seinen achtjährigen Sohn zur Beschneidung durch einen türkischen Arzt in die Nähe von Stuttgart gebracht hatte. Der arme Junge feiert heute seinen Geburtstag und hat schreckliche Schmerzen. Sein Vater hält an diesem afrikanischen Brauch fest, der ihn 300 Euro kostete, obwohl er nun kaum noch das Geld hat, für seine Kinder Turnschuhe und Schulsachen zu kaufen.
Mein Reh, die Chris schon so viel geholfen hat, ist etwas fassungslos über diesen grausamen und unvernünftigen Brauch. Ich habe mich über Beschneidung informiert: in Afrika ist auch bei Christen die Beschneidung von Knaben üblich, und eine amerikanische Untersuchung, die freilich von vielen Fachleuten angezweifelt wird, behauptet, dass sie gegen HIV schützt.
Kultur kann grausam sein.
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