Daugendorf, 2. November 2016
Gestern haben wir die letzten Tintlinge dieses Jahres gegessen. Jetzt nach dem Wintereinbruch sind nur noch schwarze Tintenflecken im Gras.
Kaum zu glauben, dass Tintlinge zu den geschmackvollsten Pilzen gehören. Sie leuchten weiß aus dunkelgrünen Wiesen und sind der letzte Pilz vor dem Wintereinbruch, der ein köstliches Mahl verspricht. Früher gab es sie bei uns am Rand der Schwäbischen Alb in großen Mengen. Doch mittlerweile sind sie fast schon ausgestorben. Ich vermute, dass dies ein weiterer Erfolg der Unkrautvernichtungsmittel ist, die flächendeckend verspritzt werden, nachdem Wiesenblumen und Kräuter schon weitgehend vernichtet sind. Doch Ruth hat in einer Obstwiese eine große Kolonie entdeckt.
Die Pilze – bei uns sind es die Schopf-Tintlinge – müssen rechtzeitig geerntet werden, möglichst bevor sie ihren Schirm ausspannen und auf jeden Fall, solange sie noch blütenweiß sind. Dann sollte man sie innerhalb weniger Stunden zubereiten, am besten in Butter mit zuvor glasig gebratenen Zwiebeln in der Pfanne dünsten, bis das Wasser entwichen ist und nun die Pilze leicht braun angebraten werden können. Werden sie dann noch mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit einer Gemüsebrühe verflüssigt, ergeben sie zusammen mit Tagliatelle und Parmesan ein wunderbares Gericht, das mit Steinpilzen jederzeit konkurrieren kann.
Doch Vorsicht: nicht zu viel Wein dazu trinken, denn dann können sie leicht giftig wirken (ist mir aber noch nie passiert). Lässt man sie zu lange auf der Wiese oder vergisst man sie nach der Ernte im Keller, dann verfallen sie zu einer schwarzen Flüssigkeit, aus der man früher sogar dokumentenechte Tinte hergestellt hat. Ein erstaunlicher Pilz! Doch da ich mit Computer schreibe, bevorzuge ich ihn als eines meiner Lieblingsgerichte.
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