Im Lautertal – Über Hass
Das Lautertal ist menschenleer. Ich treffe nur einen weiteren Wanderer und Jogger. Manchmal bricht die Sonne durch. Dann glitzern die Kristalle des Raureifs auf. Ein Rehbock schimpft bellend, als er mich sieht. Ein weißer Reiher wartet am Ufer auf Beute.
Ich denke über Hass nach. Hass gab es schon immer, manchmal besonders intensiv, beispielsweise während der 1968er Jahre. Umbrüche erzeugen offenbar Hass. Heute wiederholt sich das. Viele fürchten sich vor dem Neuen. Verwöhnt von Wohlstand und jahrzehntelanger Stabilität klammern sich die Menschen an das Gewohnte, was viel bequemer ist, als sich zu ändern. Die Ursachen für den Umbruch – vor vier Jahren die Pandemie, jetzt der Klimawandel – werden ausgeblendet. Der Hass richtet sich vielmehr auf diejenigen, die versuchen, Lösungen zu finden. Dass diese Lösungen oft fehlerhaft sind, schlecht kommuniziert werden, immer wieder korrigiert werden müssen, steigert die Wut. Überhaupt würde man gerne den Kopf in den Sand stecken und die Probleme als nicht existent betrachten. Wer dennoch von Ihnen spricht, wird als der Übeltäter gesehen.
Was kann man dagegen tun? Dagegen argumentieren, ist sicher notwendig. Aber je mehr gestritten wird, umso mehr heizen sich die Emotionen auf. Ich würde für etwas mehr Gelassenheit plädieren. Gerade wenn es besonders gefährlich ist, sollte man ruhig bleiben. Das würde vielleicht auch dieses Aufkochen von Hass etwas mildern.
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