Daugendorf, 26. November 2016
Nebelspaziergang in den Donauwiesen.
Gestern wurde Uli Hoeneß erneut zum Präsidenten des FC Bayern gewählt, obwohl er wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis saß. Die Masse liebt offenbar Helden, die es mit den Gesetzen nicht so genau nehmen und auch einmal Regeln verletzten, wenn sie nur blendenden Erfolg zur Schau stellen können. Bei den einfachen Menschen ist das anders. So wurde vor 7 Jahren eine Kassiererin entlassen, da sie 2,60 Euro veruntreut hatte. Ihre zweite Chance musste sie sich in einem Prozess einklagen.
Gerade habe ich die Lektüre von Jonas Jonassons Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ abgeschlossen. Dort wird eine südafrikanische Slumbewohnerin letztlich schwedische Botschafterin. Das Buch ist nach demselben Strickmuster wie der Besteller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ geschrieben: das Weltgeschehen als Räuberpistole. Oder anders gesagt: Jonasson erzählt über Weltpolitik und Einzelschicksale haarsträubende und unglaubliche Geschichten und der Leser erkennt mit Vergnügen, dass die Wirklichkeit noch viel haarsträubender und unglaublicher ist. Das ist lustig und zugleich ein Blick in den Abgrund.
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