Über Humanität

Ich beobachte einen Fischreiher, der am Rand der Lauter steht. Er schaut konzentriert ins Wasser, hofft auf einen Fisch oder andere Beute.

Ein schönes Bild. Vielleicht bin ich hier glücklich, da sich versteckte Schichten meines Unterbewusstseins an die Zeit erinnern, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Damals gab es mehr Freiheit, weniger Menschen, weniger Beherrschung, kaum Ausbeutung von Menschen durch Menschen und keine Bürokratie. Tiere lebten freier und vor allem gab es viel mehr Tiere. Gestern habe ich gelesen, dass die meisten Kühe ein Leben lang angebunden und regungslos im Stall stehen müssen. Schweine leben in einer kleinen Box und dürfen sich nicht bewegen. Unsere Zivilisation ist grausam. Sie quält Tiere.

Es ist nur konsequent, dass viele Menschen deshalb sich vegan ernähren. Ich kann mich nicht damit anfreunden. Es ist mir zu unnatürlich. Immerhin beziehen wir unser Fleisch von einem Bauern, der seine Tiere freilaufen lässt, und von einem Jäger, der uns immer wieder ein Reh oder ein Wildschwein bringt.

Wir haben das Gefühl der Unschuld verloren. Ist es nicht ein Trugbild, dass die Menschen davon überzeugt sind, human und vernünftig zu sein, nur da sie wissen, was Humanität und Vernunft ist, aber nur als Einzelne, aber selten als Masse human und vernünftig handeln? Oder sind wir wie die Natur, die alles ist: grausam, fürsorglich, aggressiv, liebevoll…?  Ist es also ein Irrtum, zu denken, Menschen würden sich grundsätzlich von der Natur unterscheiden?