München, 6. Oktober 2016
Eine Tagung im Maximilianeum. Nach den Sicherheitskontrollen betrete ich den Hof, sehe einige große Dienstlimousinen, wie sie Minister fahren, gehe die enge Treppe hinauf und staune über die monumentalen Historiengemälde. Dieses in monarchischen Zeiten errichtete Gebäude strahlt Geschichte, Verwurzelung in der Tradition und Macht aus. Man hat das Gefühl, als Bürger aus dem Alltag hinaus- und in größere Dimensionen hineinzutreten, die auch jetzt in demokratischen Zeiten noch immer zu gelten scheinen. Das wirkt irgendwie beruhigend, da es die eigene Wichtigkeit und die Wichtigkeit unserer Zeit relativiert. Die aktuelle Lage, vermittelt diese Architektur, ist längst nicht so bedeutend, wie wir, die wir mitten darin stecken, meinen.
Bei der Tagung geht es um Kultur, insbesondere Musik in den seit gut einem Jahrzehnt aufkommenden Ganztagsschulen. Es vermittelt ein schönes Gefühl, dass Fachleute hier in einem der Machtzentren ihre Erfahrungen und Ideen austauschen können. Allerdings stehen Reden über gegenseitige Wertschätzung und die allgemeine Bedeutung von Kultur im Vordergrund; die genauen Fakten werden erst am Ende in kleinen Arbeitskreisen diskutiert. Aber es geht auch mehr um eine Demonstration, als um effiziente Arbeit. Die einen, wir Kulturleute, versichern uns der Wichtigkeit unserer Anliegen, die anderen, die Regierenden, zeigen, wie viel sie schon getan haben und noch tun wollen. Es ist wie Schattenboxen mit unsichtbaren Gegnern. Eine Kabarettistin bringt so überspitzt die Realität in die Tagung hinen, dass man vor lauter Lachen diese höchst amüsant findet.
Beim Verlassen des Maximilianeums habe ich das Gefühl, dass einerseits nicht viel passiert ist, dass wir aber dennoch etwas erreicht haben. Was aus der Nähe wie ein weiterer Nulltag wirkt, kann sich aus größerer Distanz vielleicht doch als ein kleiner Schritt entpuppen. Lieber so im Sinn des Tagebuchs einer Schnecke als einfache, populistische, Trump`sche Brachiallösungen.
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